Die Partie schreibt Geschichte
Der Gierige wird vernichtet
Am Sonntag Abend, in einer auf die Strasse gestuhlten Beiz in Winti, fochten Grischa und ich unsere entscheidende Partie aus, bis es eindunkelte. Wir einigten uns zuvor darauf, in allen bisher ausgetragenen Matches insgesamt unentschieden gespielt zu haben, sodass die nächste also die Führungsentscheidung bringen würde.
Grischa's Zustand war angeschlagen; zweimal durchgemacht an der LAN oder so. Der Meine war bedeutend besser, war ich doch am Vorabend das einzige Mal nicht besoffen, und hatte auf den Sonntag genug geschlafen.
Während die ebenfalls anwesende Eva nicht sehr lange mitfieberte, und Claudio Pfeffer über das Brett streute, um dem Spiel mehr Würze zu geben, erhielt ich von den interessierten Quetscher und Nice Tips, was natürlich zusätzliches Ungleichgewicht in die Partie gegen den Meister brachte.
Ich gab mein Bestes, und konnte dank Treppen und Intuition Gebiet um Gebiet mit meiner mächtigen Linie durchqueren. Natürlich auch dank kleinen Fehlern des Gegners, die sich teilweise stark auswirkten. Schlussendlich konnte ich mich einer wirklich herrlichen, sich über das ganze (grosse) Feld erstreckende Linie erfreuen, die an drei Seiten ihre Ausleger hatte, und lebendig war wie ein frisch geschlüpftes Kücken.
Immer hochmütiger wurde ich, und Grischa spielte mit dem Gedanken, aufzugeben. Im Go sei dies ehrenvoll, da man selber einsehe, keine Chance mehr zu haben - wieso sollte man also noch Zeit und Energie verschwenden. Meine starke Linie thronte über den Feldern, und ich wähnte mich als Sieger. Da mir bewusst war, dass ich ohne müd-kaputten Grischa nie wieder derart pwnen würde, bewog ich ihn dazu, weiterzuspielen, damit ich dann sehen würde, mit wievielen Punkten ich ihn geschlagen hatte.
Wir spielten weiter, und Grischa versuchte zu retten, was noch ging, wobei ich meine Linie immer wieder erweitern konnte und ihm Gebiete entriss. Einerseites, weil er Fehler machte, später gestand er mir aber auch einige "an Genialität grenzende Züge" ein.
Dann waren wir uns einig, dass es keinen sinnvollen Zug mehr gibt, und wir fingen an, die Steine zu ordnen, die Gebiete aufzufüllen und dann zu zählen - und trauten unseren Augen nicht: während ich 31 Gebiete erobert hatte, zählte er 33, und da er mit weiss spielte, erhielt er 5.5 Punkte dazu. Wir hatten übersehen, dass er in einer Ecke mehr Gebiete hatte, als wir dachten.
Er hatte mich geschlagen, weil ich zu gierig war.
Go - spannender als jedes digitale Game. Wir warten beide auf neue Gegner, und weitere Partien, in denen man fürs Leben lernt.
naia...
han mitem squeezer au no 2 rundene gspilt. leider nur s'chline feld, us ziitmangel.
aber sobald eine mol e gediiges loch gha hät, wo de ander nünt me hät chöne inesetze, isch s'spiel gloffe gsi und de gwünner bekannt. (hend zwor kei ahnig, wie mir am schluss die pünkt hetted müese zelle), aber s'isch so klar gsi...
nochane ischs mir denn scho verleidet, da spiel...
lieber schach (dött suechi au immerno noch gegner)
Da muss ich dir zustimmen: Es war wirklich eine sehr interessante Partie. Und wie es beim Go nun mal so ist kann man bei jedem Spiel immer wieder was lernen:
- Spiele nie Go wenn du vorher die Nacht durchgemacht hast
- Versuche nie an einer dicke Kette des Gegners ein lebendiges Gebiet zu erobern. (Es kostete mich ca. 8 Steine)
- Gib dem Gegner niemals Tipps wenn dieser mindestens so gut spielt wie du.
Aber wenn ich das Spiel in der retrospektive betrachte müsstes du eigentlich gewonnen haben. Mit deiner Kette hättest du mein Gebiet in der oberen linken Ecke (von dir aus gesehen) sehr leicht angreifen können. Da hätte mir das Komi schlussendlich den Hals auch nicht mehr retten können.
Ich hatte das Gefühl, ich hätte Dir ebendieses Gebiet nicht mehr streitig machen können, da Du Dich fast vollständig meiner Kette entlanggeschmiedet hattest...
