Eine Crew der Endeavour war die letzten zwei Wochen damit beschäftigt, das vierte Solarmodul namens P6 an der Station anzubringen. Das Teil ist wie die anderen drei etwa 15m lang und 5m breit und liefert das eine oder andere Kilowatt an elektrischer Energie, die für alles Mögliche gebraucht wird. Auch für die Urin-Wiederaufbereitungsanlage, die nicht recht funktioniert: sie haben darin gerade eine neue Zentrifuge eingebaut, und laut dem Kommandanten der Station sei die Anlage jetzt wenigstens nicht mehr so laut. Anscheinend hat das Ding ziemlich gerattert. Bevor sie das Wasser aus dieser Anlage wieder trinken, schicken sie noch ein paar Proben zur Erde, damit man sie eingehend untersuchen kann. Sonst sind sie dann plötzlich richtig angepisst, wenn es nicht nach Wasser schmeckt.
Die Systeme auf der Station sind nicht das Einzige, was Probleme macht: viel bekannter ist die angespannte Situation um die Shuttles, deren Starts seit der Columbia-Katastrophe peinlich genau vorbereitet werden. Oben angekommen, machen die Shuttles auch jedes Mal eine Rückwärtsrolle unter der Station, damit deren Crew den Hitzeschild des Orbiters fotografieren und der Bodenstation zur Untersuchung schicken kann. Sollte dieser zu stark beschädigt sein, als dass er im Orbit repariert werden könnte, würde man das Shuttle andocken und ein zweites raufschicken, als Rettungsmission. Den Start der aktuellen Mission STS-119 hatte sich aufgrund von kaputten Düsen in irgendeinem Kühlsystem ebenfalls wieder häufig verschoben, und schliesslich sah man wenige Minuten vor dem Start noch folgendes auf dem Aussentank: eine Fledermaus. Man entschied dann aber, dass das Raumschiff trotzdem starten sollte, und das Viech hat denn auch keinen Schaden verursacht. Es sei dann vermutlich vom Luftzug weggerissen worden und in den heissen Abgasen verbrannt.
Die Station hat jetzt genügend Energie, damit die Lebenserhaltungssysteme (diese Anlage assoziiere ich normalerweise irgendwie mit Star Trek Geschehnissen) eine Crew von sechs Personen versorgen können. Bis jetzt waren immer nur drei oben, mit dem nächsten Flug werden dann drei weitere gebracht und die Station kann im Vollausbau bedient werden. Endlich sieht die Station jetzt auch fast fertig aus, nämlich so:
Es werden zwar noch einige Shuttle-Flüge stattfinden bis 2011, wenn der Ausbau dann komplett sein soll. Diverse davon werden Versorgungsflüge sein oder bestehende Module erweitern, ein paar neue Experimentier-Plattformen und ein zusätzlicher Verbindungsknoten und Andockmodul namens Node 3 werden noch angebracht werden. Der Laie wird davon äusserlich nicht mehr viel merken. Das einzig wirklich Lässe wird nur noch die Cupola sein, eine Aussichtsplattform, die voraussichtlich im Dezember 2009 raufgebracht wird.
Wenn die Russen die Station schon als Weltraum-Hotel anpreisen, dann braucht sie halt auch ein Panorama-Fenster. Es ist zwar nicht für Gäste gedacht sondern für den Überblick auf die Station und für Arbeiten mit dem Roboterarm der Kanadier, dem Canadarm 2 - eine Weiterentwicklung des Roboterarmes Canadarm, der auf den Space Shuttles Verwendung findet. Man kann einen Laptop, der auf einem ausziehbaren Arm montiert ist, in die Nische der Cupola ziehen, um den Canadarm 2 mit Sichtkontakt auf diesem Teil der Station herumhantieren zu lassen. Der Arm hat eine saubere Palette an austauschbaren Werkzeugen, kann aber mit der Canada Hand auch greifen oder mit einer Kamera bestückt werden. Er kann auf Schienen der Station entlangfahren, oder mit dem Vorderteil an bestimmten Punkten andocken, das Hinterteil lösen, und sich so wie eine Raupe um die Station herumturnen. Geiles Teil, aber von einer 150 Milliarden Dollar Station, der teuersten je gebauten Sache, kann man solche Features ja auch erwarten.
Die Landung der Endeavour wird in den nächsten ein zwei Tagen erfolgen. Die Medien werden das, weil es ja eigentlich nur eine Routine-Meldung ist, höchstens kurz vermerken. Mehr gibt's z.B. auf NASA TV.
Unser Held, Herr Obama, hat noch kurz mit der ISS telefoniert. Natürlich war eine Schulklasse dabei, und ein paar Kongressabgeordnete. Anders als bei seinen eingeübten, grossen Reden tönt er hier völlig unvorbereitet und stottert die ganze Zeit. Das hat mich etwas überrascht. Ausserdem hat er einen elenden US-Slang, sagt ständig "you guys" und "hold on one sec".
Die Astronauten erwähnen im Gespräch häufig die zukünftigen Missionen zu "moon and mars", die derzeit aufgegleist werden. Wahrscheinlich wissen sie mehr darüber als ihr Präsident. Nichtsdestotrotz machen die Amis das schon gut, sie versuchen die Shuttles so lange am Leben zu halten, bis die Station fertig gebaut ist, denn sie sind die Einzigen, die so grosse Strukturen in den Weltraum hieven können. Wie sich die Raumfahrt unter Obama und unter den gegenwärtigen Umständen der globalen Systemkrise längerfristig entwickeln wird, wird sich zeigen. Die Chinesen jedenfalls geben Gas und geben öfters Fortschritte bei der Planung einer eigenen Raumstation bekannt...
So ein zwei Laser für die Abwehr von Weltraumschrott müsste man sich echt überlegen. Aber das ist politisch (nicht technisch oder finanziell) denkbar unmöglich.
Vor ein paar Wochen mussten sie die Station so drehen, dass sie mehr Luftwiderstand hat, damit sie abbremst, und sich ihre Bahn nicht mit der eines 10cm grossen Teils eines Satelliten kreuzt. Ein ziemliches Scheissleben muss das sein, so im Dreck herumzufliegen.
Whatever. Mich nimmt wunder, ob sie auf das Mars-Raumschiff, das vermutlich um 2030 losziehen wird, Waffen montieren.
