Anscheinend prüft der St. Galler Stadtrat Massnahmen zur Beschäftigung von (arbeitsfähigen) Sozialhilfeempfängern. Die Motion dazu stammt aus der SVP-Fraktion und läuft unter dem Titel "Eingliederungsmassnahmen für Sozialfälle". Möglichkeiten für die "Verrichtung gemeinnütziger Arbeiten" gebe es in der Stadt laut SVP genügend.
Das Ziel dieser Motion sieht vor, dass arbeitsfähige Sozialhilfeempfänger nur noch dann Geld erhalten, wenn sie einer gemeinnützigen Arbeit nachgehen. Wer eine solche Tätigkeit, welche im Dienste der Allgemeinheit steht, verweigert oder sich ungenügend einsetzt, soll nur noch Nothilfe erhalten.
Ausgenommen von dieser gemeinnützigen Arbeit sollen Personen werden, welche beim RAV angemeldet sind, sich auf Stellensuche befinden und nicht ausgesteuert sind. Ausserdem diejenigen, welche aufgrund Gesundheit oder Alter nicht zu der Arbeit in der Lage sind. Zudem sollen auch Schwangere und Mütter nicht verpflichtet werden können.
Die Umsetzung stellen sie sich so vor, dass die Koordination mit oder gar ganz über die Stiftung für Arbeit laufen soll. Das Ziel aus Sicht der Sozialhilfeempfänger soll natürlich sein, wieder Verantwortung für eine Tätigkeit übernehmen zu können und dadurch auch schneller wieder den Weg in den Arbeitsmarkt finden. Natürlich argumentiert die SVP auch ein wenig ketzerisch mit "Es ist nicht mehr als recht, dass Personen, die ganz oder teilweise auf Kosten der Allgemeinheit leben, für diese Allgemeinheit auch einen Dienst verrichten".
Grundsätzlich wird das Anliegen der SVP - Sozialhilfeempfänger so schnell wie möglich wieder in einen Arbeitsprozess einzubingen - vom Stadtrat unterstütz. Jedoch fehlt das Personal, weder das Sozialamt noch die Sitftung für Arbeit haben heute eine entsprechende Organisation und könnten dies mit bestehenden Ressourcen umsetzen. Wichtig sei zudem noch, dass die gemeinnützige Arbeit keine Konkurrenz für Private sein dürfe.
-----
Quelle: St. Galler Tagblatt, irgendwann mal im Früjahr 2008 oder so.
Ich finde die Idee super und sie würde meine volle Unterstützung geniessen.
In Deutschland wurde mindestens schon 1 solches Projekt in einer Kleinstadt umgesetzt - ich hab dazu mal eine Doku gesehen.
Und es schien zu funktionieren: die einen fühlten sich psychisch besser, weil sie wieder etwas sinnvolles tun konnten, den anderen war die Beschäftigung zu "blöd" und spornte diese an, sich wieder intensiver nach einer "richtigen" Arbeit umzusehen.
Natürlich - und das war/ist im erwähnten Projekt in D so - müsste man es den Leuten doch auch finanziell etwas attraktiver machen. Seien das nur 50 Franken mehr als sie sonst erhalten würden.
Eine absolut grossartige Sache, dass dies nun tatsächlich in der Politik auf offene Ohren stösst. Die Idee ist ja nicht neu. Find ich gut.
Aus der täglichen Arbeit weiss ich, dass viele Sozialhilfebezüger die gleichzeitig Drogenabhängig sind, das Problem haben, dass sie keine Abwechslung zu ihrem Drogenumfeld. Da ist es sogar für jene die von den Drogen wegwollen schwierig davon loszukommen. Als Nebenwirkung könnte dieser Zwang zur Arbeit sogar den positiven Nebeneffekt haben, dass die Giftler in der Arbeit eine Ablenkung zu ihrem schlechten Umfeld erhalten.
Ganz davon abgesehen ist die Kernidee sowieso grossartig.
Ich bin gespannt wie die linken Parteien dazu stehen. Die Motion hat ja grundsätzlich das Potenzial auch bei der Linken auf Anklang zu stossen. Oder jedenfalls nicht vollständige Ablehnung.