heute im heise forum:
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Spammer-Karls Odysee - ein Drama in einem Akt
Prolog
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Es war einmal ein Voodoo-Priester, der sich einen PC zugelegt hatte,
um im Internet günstig Krötenschleim und seltene Kräuter zu kaufen
und sich nebenbei über die neuesten Voodoo-Rezepte zu informieren.
Die Sache hatte nur einen Haken - er wurde nicht nur über die
neuesten Voodoo-Rezepte informiert, sondern auch über die neuesten
Sex-Tricks, Penisverlängerungen und vieles mehr.
Es hatte den vordergründigen Anschein, als wollten diese Spam-Mails
nur gute Ratschläge geben und sein Sexualleben verbessern, aber dem
war nicht so. Die Mailbox des Voodoo-Priesters schwoll immens an und
bald hatte er keine Freude mehr am Surfen. Selbst seine modernsten
Spamfilter kamen mit den immer perfider werdenden Schreibweisen der
Schlüsselworte nicht zurecht. Um ehrlich zu sein: Die Sache ging ihm
voll auf die 3i3R und sein P3niz war ihm eigentlich groß genug.
Aber der Voodoo-Priester hatte eine Idee: Warum nicht Böses mit Gutem
vergelten?
Also erschuf er eine spezielle Voodoo-Puppe, druckte eine E-Mail
eines Spammers aus, rollte diesen Ausdruck um die Voodoo-Puppe und
sprach folgenden Fluch aus (oder sollte es ein Segen werden?):
Was auch immer dieser Spammer anderen Leuten anbieten würde, sollte
er auch selbst bekommen!
Und die Odysee des Spammers begann...
1. Akt
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Spammer-Karl hatte gerade wieder ein paar E-Mails über ein offenes
Relay verschickt, als es auf einmal an seiner Tür klingelte.
Vor seiner Tür stand eine gewisse "Shirley" und sagte, sie sei
mächtig h0rny. Sie hätte sich in ihn verliebt und sagte ihm, er möge
sie doch bitte zu sich hereinlassen.
Das freute unseren Spammer-Karl sehr. War er doch ein blasser
Stubenhocker, der schon lange nicht mehr Kontakt zu anderen Menschen
hatte - geschweige denn zum weiblichen Geschlecht!
Allerdings war er mit dieser Situation etwas überfordert, da er sehr
verunsichert war, ob diese Shirley es ernst meinte oder er nur
träumte. Zum Glück fand er plötzlich neben seinem Sofa ein kleines
Helferlein in Form einer Kiste V14gr4.
Außeredem schien heute auch in anderer Hinsicht ein Glückstag zu
sein: Als Übergewichtiger hatte er es lange vermisst, seinen P3n1z
zwischen seinen Beinen sehen zu können, aber heute war ihm so, als
hätte 30% w3ight-l0ss im Vergleich zu gestern gehabt. Und nicht nur
das - er hatte auch den Eindruck, sein P3n1z hätte deutlich an Länge
und Spannkraft zugelegt.
Eigentlich hätte er es sich mit Shirley gemütlich machen können -
wenn nur nicht diese störende Türklingel wäre. Dabei waren die
Nachrichten, die die komischen Gestalten an der Tür hatten, gar nicht
mal so schlecht.
Einige dieser Besucher kannte er - z.B. sein Sachbearbeiter bei der
Bank. Von ihm bekam er die gute Nachricht, er sei endlich
schuldenfrei. Endlich war sein d3bt und m0rtg4ge-Problem gelöst.
Außerdem sah er zum erstenmal seit seinem Studienabbruch seinen alten
Professor wieder, der ihn damals hatte durch die Prüfung fallen
lassen. Diesmal hatte er aber nicht einen Exmatrikulationsbescheid
dabei, sondern ein echtes Diplom! Lediglich die Schreibweise
"d1pL0mA" auf dem edlen Dokument sah etwas merkwürdig aus.
Die anderen Besucher, die ständig vorbeikamen, kannte er nicht.
Einer gab ihm einfach einen Koffer mit viel Geld und sagte: "U h4v3
w0n!"
Der nächste bat ihn, er möge doch mal bitte aus dem Fenster sehen,
sein neuer Porsche stünde abfahrbereit vor seiner Haustür.
Als er alle Besucher abgefertigt hatte, wollte er dann endlich wieder
zu seiner Shirley zurückgehen.
Aber unterwegs sturzte er zu Boden. Zuerst dachte er, er wäre über
den Karton mit "Pr0z4k" gestolptert. (Dabei hätte er schwören können,
dass der Karton vor einer Woche noch nicht hier war!)
Aber dann sah er auf einmal die schreckliche Wahrheit: Während er die
ganze Zeit geredet hatte, hatte sich sein "P3n1z" mittlerweile auf 20
Meter vergrößert!
Panik überkam ihn, was vor ein paar Minuten so schön begann, war
jetzt plötzlich nicht mehr lustig. Nicht nur, dass er plötzlich
verunstaltet war - er hätte sich ernsthaft verletzen können! (Aber
zum Glück hatten seine vorderen "B00bs", die sich ebenfalls auf
Fesselballongröße vergrößert hatten, den Sturz abgefangen.)
Nein, das war schrecklich! Er überlegte ernsthaft, ob er den Freitod
wählen sollte. Der plötzlich auftauchende Karton mit den merkwürdigen
Selbstmord-Utensilien gab ihm Recht.
Aber diese Entscheidung wurde ihm schon von jemand anderem
abgenommen.
Seine Tür wurde nämlich mit einer lauten Maschinengewehrsalve
geöffnet und ein gewisser Genral Mghombo aus Nigeria wollte sich
recht unhöflich erkundigen, was denn mit seinen 50 Millionen Dollar
passiert ist, die er beim letzten Staatsstreich beiseite geschafft
hatte...
Epilog
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Kommissar Gruber konnte sich das Chaos in der Wohnung des Mordopfers
nicht erklären.
Offenbar musste es sich um einen Ritualmörder handeln, denn das Opfer
war vor seinem Ableben mehrmals mittels "pl4ztic surgeryyy" operiert
worden.
Die einzige Zeugin, die die Sache anscheinend mit angesehen hatte,
schwieg.
Unterdessen betrachtete in der Karibik ein teuflisch grinsender
Voodoo-Priester zufrieden sein Werk. Das stark verlängerte dritte
Bein seiner Voodoo-Puppe und ihre verdrehten matten Augen zeigten an,
dass alles funktioniert hatte.
Einen Moment lang überlegte er, ob er andere Leidensgenossen per
E-Mail von seinem Voodoo-Rezept gegen SPAM unterrichten und das
Rezept gegen ein geringes Entgelt verkaufen sollte. Aber dann kam er
zu dem Schluss, dass dies ja ebenfalls SPAM wäre. Und wenn einer
seiner E-Mail-Empfänger auch ein Voodoo-Priester war, dann könnte die
Sache sehr unangenehm werden.
Also hakte er die Sache ab und wandte sich wieder seinem
Krötenschleim zu.
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