Viel Rauch um ein bisschen Rauch und ein Joghurt in der Hauptstadt
Sonntag Abend, ich gehe zu ner Kollegin ne Shisha rauchen. Leider bin ich viel zu spät dran. Wir haben die Shisha erst angefangen, aber um meinen letzten Zug nach Loz noch zu schaffen, müsste ich bereits wieder gehen. Ich überlege kurz und entscheide, "halt irgendwo auf dem Weg zu übernachten", wie ich das ja auch schon gemacht habe (aber in der umgekehrten Richtung). Weil, eine Shisha haben wir jetzt noch immer fertiggeraucht. Wo kämen wir denn da hin...
Ich dachte da so an Bern, für die Übernachtung. An einem grösseren Bahnhof hat's immer eine Wartehalle o.ä. Doch nein, Leila*, die Kollegin, fängt plötzlich an, wild in der Gegend herumzutelefonieren und Nummern aufzutreiben. "Du kennst doch noch den X in Bern", meint sie. "Ja, mit dem ging ich in die Sek, lange nicht gesehen..." und schon läutete es bei dem... Es kam dann aber nichts Brauchbares heraus bei diesen Versuchen. Dann dachte ich selber: "OK, jetzt zock i mir öppis Rechts". Browser auf, auf www.swissrovers.ch, auf B&mayB, auf Bern. Schon der zweite Anruf wurde entgegengenommen.
B&mayB wird englisch ausgesprochen [bi: ænd meibi:] und steht für Bed and maybe Breakfast.
Sowohl ein Bett wie auch ein Frühstück sind nicht überall garantiert. Ab besten informierst du dich vor dem Besuch beim Anbieter selbst, was genau dich erwartet...
Die Leute wussten zwar nicht, wovon ich ihnen erzählte, also erklärte ich ihnen den Sachverhalt. Ich schilderte dem Mann, dass seine Wohnung im Internet auf einer Pfadiseite als "Bed and maybe Breakfast"-Location ausgeschrieben war, mit Hamsterer* als Kontaktperson. Ah ja, der wohne hier, sei aber nicht anwesend. Doch wenn der das ausgeschrieben hätte, dann solle er auch dazu stehen, meinte die Stimme in meinem Telefonhörer. Ich könne selbstverständlich bei ihnen pennen. Ich käme so um halb Eins an, ob das recht sei. Sei es, ich müsse halt 20min laufen vom Bahnhof aus. Normal, ich sei schon weiter gelaufen, erwiderte ich.
Und so ging ich in Wittenbach auf den Zug, und stieg in Bern, der Endstation, wieder aus. Die um diese Zeit spärlich gesääten Leute konnten mit der Adresse, nach welcher ich sie fragte, nicht viel anfangen. Ich rang mit dem Prinzip, aus eigener Kraft dorthin zu finden, denn ich kenne Bern nicht speziell gut, und meine ausgedruckte Karte taugte gerade mal als Anzündhilfe für ein Mülltonnenfeuer. Also fällte ich höchst widerstrebig den Grundsatzentscheid, ein Taxi zu nehmen. Diese Aktion sollte sich aber noch als ungeahnt zeitsparend herausstellen.
Der alte, bärtige Taxifahrer mit urechtem Bernerdialekt fuhr mich also dahin. CHF 22.-. Doch wo war ich hier? Ein dunkler Hinterhof ohne Strassenbeleuchtung, die Häuser ohne Licht - dafür mit Baugerüsten eingekleidet. Ich stieg aus und bat den Genossen, kurz zu warten. Hm, keine Namen an den Briefkästen, keine Klingeln... hier wohnt niemand. Zurück ins Auto. Der freundliche Taximann fragte mich dann nach einer Telefonnummer meines Ziels, und rief da an. Aha, ou ja, hä, sie seien umgezogen, weil das alte Haus gerade renoviert würde. Wieder mal was gelernt; man sollte immer die Adresse verifizieren, wenn man zu Unbekannten schlafen geht, dachte ich. Das Taxi setzte sich vom Osten Richtung Norden der Stadt in Bewegung.
Nochmal CHF 12.-. Liegt drin. Wäre blöder gekommen, wenn ich, wie es sich eigentlich gehört, zu Fuss gegangen wäre... Ich klingelte und wurde von einem strahlenden Rastafari empfangen, der aber ganz und gar nicht versifft aussah. Wie gesagt sei der Chief Masta Pimp nicht anwesend, aber das treffe sich ja grad gut, dann könne ich in dessen Bett chrösen. "Hier ist Dein Reich" meinte der Schwarzhaarige. Der Andere, welcher auch noch hier wohne, hätte sich bereits in die Horizontale gekippt. Wir plauderten noch kurz, ich ass ihnen noch ihr letztes Joghurt weg (ein Mocca aus dem Coop), und nestete mich dann. Und höre da: ein vermutlicher 24/7 PC gab Harddisk-Header-Fahrgeräusche zum Besten. Ich liebte die ganze Situation und schlief ein.
Die besagte Wohnung, hä
Es war schon ein kleinwenig hell, als ich aufwachte. Dem netten Studenten hatte ich gesagt, dass ich den ersten Zug nehmen, und deshalb um 5:00 Uhr aufstehen wolle. Es war 7:15 Uhr. Eineinhalb Stunden hat man mindestens von Bern nach Renens. Na gut, dann würde ich es eben nicht mehr rechtzeitig an die EPFL schaffen. Nichts Neues das, und nichtmal tragisch, da ich mich eigentlich an diesem Morgen eh nur noch von den Kollegen verabschieden wollte, da ich vorige Woche aus Notenschnittgründen rausgeschmissen wurde. Aber ach, das muss ja nicht unbedingt am ersten Morgen nach den Ferien sein (ich erfuhr später, dass die Kollegen eh auch z.T. verpennt hatten oder selber rausgeflogen sind). Aber es war Zeit für ein Frühstück. Ich fand Müsli und "etwas" Milch, wovon ich etwas weniger als "etwas" noch übrig liess, weil so sind wir ja nicht, dass wir in einer wildfremden Wohnung übernachten und dann auch noch die ganze Milch wegtrinken am Morgen.
Die beiden Jungs waren noch nicht wach. Easy, noch die Zähne mit der Zahnpasta der Bewohner geputzt, weil ich keine mehr hatte :), und die Schuhe angezogen. Ich war gerade dabei, den Reissverschluss meiner Jacke zuzuziehen, als sich eine Zimmertüre zum Gang öffnete, und ein noch nicht ganz wacher Welcher im Slip heraustrat. Ich grüsste ihn, er mich auch irgendwie, und ich erfreute mich insgeheim unheimlich an seinem überaus erstaunten Gesichtsausdruck. Er verschwand dann auf der Toilette, und als ich gerade im Begriff war, zu gehen, kam er wieder raus. Ich meinte also noch "...und scho wieder tschau, hä =)", und ging des Weges. Nimmt mich ja wunder, was der sich gedacht hat, als er aus dem Zimmer kam. Naja, vielleicht hat er am Abend auch noch erfahren, dass da so einer einfahren wird. Wer weiss. Gegen 10 Uhr kam ich dann in Renens an und frühstückte noch etwas ausgiebiger.
Schade, dass ich mein "I am blogging this" T-Shirt nicht anhatte...
Aber ich werde den Jungs nen Link hierher schicken. "Human BackTracking" nennt sich das :D
sedi, i bi andersch enttuescht vo dir. etz hani uf de link gklickt... daenn haets doett uf de charte en bolle bi lausanne. schoe. hani denkt "oh, etz haet sich de sedi daere guete sach agschlosse". aber: nuet isch, kein sedi. irgend en lukas. schlecht.
guet, enart isch natuerli e pfadiaktion. muesstisch di halt im fall voneme fall noed wundere, wennd echli schief aglueget wirsch, wenn kei ahnig vo pfadi haesch.
Ich hab mich vor ca. zwei Monaten eingeschrieben, aber da sie alles von Hand aufschalten, und der zuständige Mensch grad in Australien oder so weilt, dauert es halt ein Weilchen.
Lukas geht voll ab. Er ist Physik-Doktorand und war Koch in meinem Panokurs. Ich war dabei, als sein Plasmareaktor erstmals gezündet hat =) Gopfetami was das geil! Das vergess ich glaub nie.
Wir standen vor dem metallenen Kübel, in dem Rohre und Kabel en masse mündeten, welche an wunderschöne Hochvakuumpumpen oder Steuerungsracks angeschlossen waren. Im Raum standen noch ein paar andere Reaktoren, die ich mir fragend ansah, während Lukas weiter an irgendwelchen Parametern am PC herumhantierte. Wir schauten wieder mal auf das kleine bullaugenähnliche Fensterchen, das sich an der Kübelwand befand, und plötzlich strahlte es diffus orangefarben dem Glas raus. Da entlockte es selbst dem rationalen Physiker einen jauchzenden Freudensprung :) Es war ein Traum.
haemmer scho lang keini meh.
waer aber enart no guet. i waer eifach defuer, dass mir nume wichtigi sache verlinket, demit mer au eifach gseht, wa wichtig isch... aber daenn isches wiederum huere schwierig, feschtzstelle, wa etz wuerdig isch, verlinkt zwerde.
Nette Story.
Find aber die Tatsache, dass du spontan bei Wildfremden übernachtet hast nicht von so berauschender Brisanz. Mach ich noch öfter. Gibt echt keine bessere Möglichkeit eine fremde Stadt kennenzulernen, als sich nen symphatischen Einheimischen zu schnappen und sich von ihm die Stadt oder manchmal auch noch mehr zeigen zu lassen. ;-)
Ich finde sie auch nicht von berauschender Brisanz. Ich hatte halt mit einer schlafreichen Zugfahrt nach Loz gerechnet, und nicht damit. Tut mir leid, wenn ich Dich gelangweilt habe.