Ich weiss gar nicht, ob Ihr alle wisst, wie schlimm die Finanzkriste mittlerweile ist. Vor genau einem halben Jahr hatte ich die Ereignisse ja mal zusammengefasst, mittlerweile wÀre mir das zu aufwÀndig.
Einfach ein paar Updates:
- In den USA sind schon drei (u.a. Lehman Brothers am Montag) der ursprĂŒnglich fĂŒnf grossen Investmentbanken zur Sau gegangen oder geschluckt worden (JP Morgan Chase), und die nĂ€chste ist gerade in diesen Momenten am serbeln (Morgan Stanley). Das Meiste passierte diese Woche.
- Die Notenbanken in aller Welt pumpen mittleweile tÀglich alle jeweils dutzende von Milliarden in die MÀrkte, um einen Zusammenbruch zu verhindern.
- Die russische Börse hat nun seit zwei Tagen den Handel ausgesetzt! Das ist etwa so, wie wenn Russland sich selber eingefroren hÀtte.
- Die Experten meinen, man könne nicht abschĂ€tzen, was diese Krise fĂŒr Konsequenzen haben wird, aber nachher wird es nicht mehr so sein wie vorher.
- Zum heutigen Handelsschluss hat die Londoner Börsenaufsicht bekanntgegeben, dass sie Wetten auf fallende Kurse vorĂŒbergehend verbietet. Das heisst, die Börsianer werden in ihren Instrumenten eingeschrĂ€nkt. Wohl richtig, aber etwa so einschneidend, wie wenn man einem Stromer ein Teil seines Werkzeuges wegnimmt. Das zeigt einmal mehr, wie schlimm es ist.
Man redet von der grössten Krise seit dem Crash in den 1920er Jahren, welche realwirtschaftlich natĂŒrlich noch schlimmer war. Die Finanzbranche aber hat mittlerweile Billionen von Dollar vernichtet, fĂŒr sie sind das wohl das schlimmste Ereignisse ĂŒberhaupt.
Claudio, das passierte zu einem guten Teil aufgrund von fehlender Regulierung. Du kannst jetzt sagen, das mĂŒsse so sein, so funktioniere der Markt halt, die schwachen sterben, es wird sich schon selbst regeln. Jein. Einerseits stimmt das, andererseits wĂ€re das System an sich fast kollabiert, wenn z.B. AIG Konkurs hĂ€tte anmelden mĂŒssen. Siehe weiter unten.
Und wenn man, so wie ich, nicht will, dass Millionen von Menschen ihr Haus verlieren und sich bis zum Hals verschulden, dass hunderttausende (allein der Lloyd - HBOS Zusammenschluss in GB von heute soll 40K Stellen kosten) ihre Stelle verlieren, dann wÀre man gut damit beraten, Regulation nicht per se zu verurteilen :-)
Wie traumhaft die Situation ist, beweist die Wortwahl eines Journalisten der Financial Times von vorgestern, doch den Humor verlieren sie nicht, daneben hat es ein Bild von einem Schwarzen Loch :-)
Der weltweit zweitgrösste Versicherungskonzern AIG, von dem da die Rede ist, und der natĂŒrlich in den USA beheimatet ist, ist nur nicht Konkurs gegangen, weil er mithilfe von 85 Milliarden Dollar der Notenbank Fed verstaatlich wurde. Man stelle sich das mal vor: Versicherungen sind diejenigen Konzerne, die am stabilsten sein sollten, um grosse Ereignisse abzufedern...
und wÀhrend ich diese Zeilen hier schreibe, sehe ich aus dem Augenwinkel in CNN die Headline "biggest gold one-day gain ever"... und in der Live-Cam daneben sieht man den DowJones im Sekundentakt runterzÀhlen... interessante Zeiten haben wir hier
Aus meiner Perspektive sieht das ganze Finanzzeug schon immer ewig wie eine gigantische Spielwiese intellektueller Studentenmasturbation.
Ich beschÀftige mich Tag ein Tag aus mit Problemen die zwar auch nicht völlig real sind, aber im Normalfall auf irgendwelchen realistischen Prinzipien beruhen.
FĂŒr Probleme gibt es passende Lösungen - hinter allem steckt harte Theorie, es gibt eine absolute Wahrheit (auch wenn diese niemand kennen mag).
Sobald man aber vom Kern "echter" Arbeit Weg kommt, und in den Bereich solcher intellektuellen Spielchen bewegen, dann verliert das ganze seinen Anschluss an die Wirklichkeit.
Vor langer langer Zeit hat das ganze Banksystem noch auf echten Dingen beruht, mittlerweile kann der ganze Markt alleine schon durch Spekulationen und GerĂŒchte ins Wanken gebracht werden.
Kurzum, es passiert das was immer passiert wenn "Management" und andere "Intellektuelle" aber an realer Intelligenz zu kurz gekommene Spiele spielen: das Kartenhaus stĂŒrzt zusammen.
FĂŒr diejenigen die sogar bis hierhin gelesen haben wird sich wohl die Frage stellen "Wer bist du und was hast du mit Lukas gemacht?"
Nun, Freiheit ist wichtig - dazu gehört auch die Freiheit solcher Typen sich ihren ganz grossen Finanzsandkasten zu bauen. Und meine danebenzusitzen und mich zu freuen wie die Welt vor die Hunde geht.
Hat schon was. Es ist eine Spielwiese, und mĂ€chtige Leute, GerĂŒchte und allerhand Ereignisse auf der Welt haben einen grossen Einfluss darauf.
Hatte gestern im Suff ein ganz geiles GesprĂ€ch mit einem, der an der Börse in ZĂŒrich arbeitet. Er meinte "was soll das? ist doch normal", so als Quintessenz. Weil der Stand des DAX Indexes sei vor fĂŒnf Jahren auf 3000 gewesen, dann auf 8000 gegangen und in letzter Zeit wieder auf 5000 gefallen. So what? Das Wachstum sei nicht aufgefressen worden.
Und ein Gedanke, den die Medien so eben irgendwie nie prĂ€sentieren, war auch der, dass "Crashes nach oben" genau gleich scheisse sind wie solche nach unten. Schliesslich gebe es es auch viele, die auf fallende Kurse setzen, und die seien dann am Arsch, und ausserdem sei es immer gefĂ€hrlich, wenn ein Titel zu lange steigt, dann sei er irgendwann ĂŒberbewertet und mĂŒsse ja fallen.
FĂŒr uns Ă€ndert sich ja eh nix, die Schweiz ist nach wie vor politisch stabil und will keine staatlichen Rettungsaktionen starten, was auch richtig ist, die Wirtschaft ist gesĂŒnder als in den umliegenden LĂ€ndern, und die hiesigen Banken seien auch ĂŒber den Berg, hĂ€tten ihre Lektionen gelernt.
Also eine herrliche "Popcorn Krise" :-)
Wobei es andernorts natĂŒrlich schon um die Existenz geht, muss noch angemerkt sein. Millionen Amis sind in der Scheisse.
schono grĂŒsigi sach das alles. drum bini defĂŒr das mer alli Spekulante an Pranger stellt, dHSG abschafft und Moral & Ethik als Pflichtkurs i allne UniversitĂ€te ifĂŒhrt.
ahjo, und privatbanke sött mer grad generell verbĂŒte.
Ich fasse mich so kurz, wie ich mich noch fast nie gefasst habe:
1. Die Börsianer machen jahrelang Milliardengewinne.
2. Sie ĂŒbertreiben es, eine Krise bricht aus.
3. FĂŒnf Millionen Amerikaner haben Schulden oder kein Haus mehr.
4. Und jetzt finanziert die Regierung mit Steuergeldern von den ĂŒberschuldeten BĂŒrgern die Börsianer, damit deren Verluste begrenzt werden. Und dem Ganzen sagt sie dann auch noch, es sei "gesund fĂŒr die Wirtschaft". OLOL
Gewinne werden privatisiert, Verluste verstaatlicht. Tönt fĂŒr mich nicht nach einem freien Markt. DafĂŒr umsomehr nach einem Ungesunden. Anstatt dass sie die kranken Firmen sterben lassen, damit es nachher wieder nur noch gesunde hat, geben sie den Kranken und Gebrechlichen teure Medikamente. Chchch.
Und jetzt noch die geilsten Aussagen von Bush dazu, gefunden in einem NZZ-Artikel.
Er meint da Wichtig sei es, die Ursachen der InstabilitĂ€t auf den MĂ€rkten anzugehen. Weiterhin sagt er: "«Wir werden noch ausreichend Gelegenheit haben, die Ursachen fĂŒr dieses Problem zu erörtern, nun aber ist die Zeit, es zu lösen»"
hĂ€sch du behinderte grĂŒsigpeter enart emol dra denkt, eso scheiss ineme blog abz'wörfe und tschillione z'mache demit? chönd jo au editierti biitrĂ€g vo zorg si (vo dir, oder au vo andere)...
du wÀrsch nÀmlich so de typ vo mensch wo mit sonÀbis erfolg ha chönt.
Das mit Notenbank-Aktionen insgesamt 900 Milliarden Dollar schwere Rettungspaket der USA ist verpufft, die Börsen haben weltweit trotzdem saftig ins Minus gedreht. Und zwar so saftig wie noch nie, auch nicht wĂ€hrend dieser Krise, die sich ja wöchentlich selbst mit Rekorden ĂŒberbietet.
Der Dow Jones fiel unter die psychologisch wichtige Marke von 10'000 Punkten. Das letzte Mal, dass das passierte, sei lange her...
Heute beraten die Finanzpeter der EU darĂŒber, ob sie unionsweit alle Spareinlagen staatlich garantieren wollen.
Russland blutet, weil seine ganze Strategie der letzten Jahre auf massiven Export von Ăl und Gas ausgerichtet ist - und der Ălpreis nun wieder fĂ€llt wie die Sau, weil sich die Weltwirtschaft ja ziemlich abkĂŒhlt. Sie haben den Börsenhandel gestern wieder unterbrechen mĂŒssen, weil einer der Indizes um 20% fiel.
Mal schauen, wie dumm die Menschheit wirklich ist.
Die Realwirtschaft der EU ist sonst eigentlich halbwegs stabil, die der Schweiz sogar sehr. Und auch die UBS-Scheisse ist mittlerweile langsam aufgerĂ€umt, der CEO wurde ja schon lange ausgewechselt, die beiden Kapitalerhöhungen wurden frĂŒh vorgenommen, die Bank entlĂ€sst Mitarbeiter und stösst grosse Teile im Investment-Bereich ab oder schrumpft ihn zusammen. Also: eigentlich sehen die Dinge gar nicht so schlecht aus in unserem Land, und drumherum.
Aber ob die Börsianer das schnallen, und Vernunft walten lassen... Könnte auch sein, dass sie alle lieber noch die unverbrannten StĂŒcke und die Feuerlöscher klauen und die Welt plĂŒndern - mit der Konsequenz, dass sie dann niemand mehr löschen kann - ausser, der Zeit.
